Vor ein paar Jahren haben wir in unserem Verein eine Kaninhop-Gruppe gegründet. Hier trafen sich unsere Kinder und Jugendlichen einmal im Monat, um mit ihren Streichelhasen das Springen über Hindernisse zu üben. Doch wie fängt man so etwas an? Zuerst haben wir uns Hilfe bei einem befreundeten Verein – dem F 435 Vorsfelde – geholt. Dort wurde das Kaninhop schon mit den Jugendlichen erfolgreich erprobt. Bei einem gemütlichen Kaffee trinken haben wir uns die selbst gebauten Hindernisse zeigen lassen und durften auch ein paar Kaninchen beim freiwilligen Springen bestaunen. Zu diesem Treffen fanden sich die Jugendleiterin Iris Schwarzberg-Albert aus dem F 435 Vorsfelde, unsere damalige Jugendleiterin Hannelore Hagedorn, unser Tischler Willi Huth und einige begeisterte Eltern ein. Dann wurden einige ungeübte Tiere aus dem Stall herausgeholt und uns gezeigt, wie man einem Tier auf ganz liebevolle und behutsame Weise das Springen erst einmal verständlich macht. Erstaunlicher Weise haben einige Kaninchen recht schnell begriffen, dass sie über die Hindernisse hüpfen sollen und zeigten nach ein paar Trockenübungen (hierzu hebt man das Tier sanft über das Hindernis) den eigenen Willen. Und das ist so auch gemeint, denn die Springrichtung geben die Tiere gerne selbst vor. Wir haben immer wieder die Erfahrung gemacht, daß je nach -Licht- oder Lärmhintergrund eine Richtung abgelehnt – die andere jedoch ohne Probleme angenommen wird. Jetzt war der Grundstein für unsere Kaninhop-Gruppe gelegt.
Unser Tischler hatte sich bereit erklärt, einige einfache Hindernisse zu erstellen und die Eltern haben diese dann bunt angemalt. Als Stangen benutzten wir Leerrohre für Elektrokabel, die wir auf die passende Länge gesägt haben. Für den Untergrund nahmen wir ein Malerflies aus dem Baumarkt. Dieser immer gleich bleibende Untergrund erleichtert den Kaninchen in der Anfangsphase das Springen, da sie ihn schnell wiedererkennen und sich somit an die verschiedenen Umgebungen bei Auftritten gewöhnen. Für die Kaninchen wurden Geschirre gekauft, die um den Hals und um die Brust angelegt werden. Nun wurde die Werbetrommel gerührt und zu einem ersten Training am Vereinsheim eingeladen. Erstaunlich war für uns die sehr gute Resonanz.
Zunächst waren natürlich die eigenen Jugendlichen aus dem Verein mit ihren Lieblingskaninchen erschienen, aber auch erste Zaungäste konnten wir begrüßen, die sich das lustige Treiben nur ansehen wollten. Jetzt standen aber nicht nur die Kaninchen im Vordergrund, denen das Springen beigebracht werden sollte, denn auch die richtige Leinenführung will erst einmal gelernt sein. Grundsätzlich begleitet man das Tier seitlich neben dem Parcour und bleibt dabei immer leicht hinter ihm. Durch freundlich Zurufe und Aufmunterungen kann man das Tier nun an der Leine führen.
Viele Tiere stoppen zunächst vor einem Hindernis und begutachten dieses. Erst wenn der Blick des Tieres über das Hindernis geht, ist es zum Springen bereit. Die Höhe der Hindernisse ist am Anfang eher zweitrangig. Sollte sich das Tier vor dem Hindernis noch nicht ganz entscheiden können, hilft der Leinenführer mit einem sanften Impuls am Hinterteil des Tieres und gutem Zureden nach.
Das ist der schwierigste Moment für einen Anfänger, da die Tiere manchmal in einer ungeahnten Geschwindigkeit loslaufen und der Leinenführer nun schnell wieder seitlich mitlaufen muß.
Das Tier sollte in der Laufbewegung nicht gestoppt werden. Es hat sich als empfehlenswert herausgestellt, zunächst mit einem Kaninhop erprobten Tier die Leinenführung zu üben und dann erst mit dem eigenen Tier loszulegen. Nach diesem erfolgreichen Treffen waren wir nicht mehr zu bremsen.
Wir treffen uns nun einmal im Monat um eine gemeinsame Trainingsstunde abzuhalten und Anfängern die Grundregeln beizubringen. Geübt werden muss dann auch zu Hause, da sich die Tiere ja regelmäßig bewegen sollen und das Gelernte nicht vergessen dürfen.
Unser Ansatz für die Kaninhop-Gruppe ist sicher nicht der Leistungsdruck, der hier schnell entstehen kann.
Wir können Kindern und Jugendlichen beim Training den vernünftigen Umgang mit ihren Tieren erläutern und viel über Kaninchenhaltung und auch Fütterung erzählen. Viele Kinder entdecken ihr Haustier völlig neu, weil sie mit ihm auf spielerische Art und Weise kleine Erfolge erzielen können. Nur mit viel Liebe und Geduld ist das Springen den Tieren beizubringen. Das ist auch für Kinder eine lohnenswerte Erfahrung, da wir in unserer schnellebigen Zeit die Ausdauer manchmal schon verlernt haben. Viele Streichelkaninchen dürfen nun endlich aus den Käfigen raus und genießen sichtlich den Ausflug nach draußen. Die Tagesform der kleinen Hoppelhasen ist nicht immer gleich – auch das muß von den Kindern gelernt werden. Bei vielen kleineren Auftritten konnten unsere Jugendlichen mit Ihren Kaninchen zeigen, was wir fleißig geübt hatten. Auf der Kleintiermesse in Hannover, im Rahmen der Harz-und-Heide-Messe in Braunschweig, bei niedersachsens größtem Osternest in Wolfenbüttel und vielen kleinen weiteren Auftritten konnten die Kinder und Jugendlichen sichtlich den Erfolg genießen. Beim Publikum findet dieser „Kaninchensport“ – der auf spielerische Art und Weise absolut liebevoll von den Kindern demonstriert wird – großen Anklang. Nach jedem Auftritt fanden sich neue Kinder ein, die der Gruppe beitreten möchten. Unser sicher schönstes Erlebnis war ein Freundschaftstunier bei der Jugendgruppe in Bremervörde. Bei sonnigem Wetter wurden hier Kaninchen und Leinenführer mit viel Spaß durch lustige Wettbewerbe getestet.
Die Jugendgruppe aus Bremervörde wurde im Gegenzug zu unserer letzten Herbstausstellung mit zünftiger Übernachtung im Schlafsack in unserem Vereinsheim eingeladen.
Während der Ausstellung wurde kontinuierlich interessierten Besuchern das Kaninhop näher gebracht.
Einige Besucher-Kinder durften mit springerfahrenen Kaninchen den Hindernislauf versuchen. Für die Kinder und Jugendlichen beider Vereine war dies eine wunderbare Erfahrung, die uns auch freundschaftlich viel näher gebracht hat. Dies ist Jugendarbeit, die bei den Kindern ankommt und mit Begeisterung aufgenommen wird.
Sicher wird der ein oder andere Züchter jetzt fragen: Was hat das noch mit Rassekaninchenzucht zu tun? Vordergründig betrachtet ist der Zusammenhang sicher nicht deutlich erkennbar. Über das Kaninhop finden jedoch viele Kinder in die Jugendgruppe eines Kaninchenzuchtvereins. Hier lernen sie viel über ihre liebgewonnen Haustiere und bauen die Freude an der Kaninchenhaltung weiter aus. Die Eltern nehmen automatisch am Vereinsleben mit teil.
Durch die Teilnahme an Ausstellungen mit Vorführungen des Kaninhop lernen die Kinder den Spaß an der gemeinsamen Arbeit und den gemeinsamen Erfolg. Und einige von ihnen kommen sicher langfristig betrachtet auf den Geschmack der echten Rassekaninchenzucht. Ich bin fest davon überzeugt, daß Kaninhop eine ernsthafte Möglichkeit darstellt, Mitglieder zu werben und mit Kindern und Jugendlichen die Liebe zu unseren Tieren zu teilen. Und genau das ist die Basis für ein späteres Interesse an der eigentlichen Zuchtarbeit.
Ich möchte viele Vereine ermutigen, so ein Projekt mit etwas Mut auszuprobieren. Der Erfolg wird garantiert nicht ausbleiben!